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"Jugendarbeit in Porz" war Thema der Bürgersprechstunde im März 2013

Die dritte Veranstaltung aus der Reihe „Sprechen Sie mit dem Bürgerverein Porz-Mitte e.V.“ im Jahr 2013 widmete sich dem Thema "Jugendarbeit in Porz".

Am Dienstag, den 19.03.2013 trafen sich interessierte BürgerInnen auf Einladung des Bürgerverein Porz-Mitte e.V. um sich über das Thema „Jugendarbeit in Porz“ zu informieren und mit kompetenten Referenten auszutauschen
Als Gesprächspartner zu diesem Thema konnte der Bürgerverein Porz-Mitte e.V.
–  Herrn Heck (Streetworker in Porz)
–  Herrn Londji (Rheinflanke: Köln kickt)
–  Herrn Werheid (Leiter der OT Ohmstraße / OT Arche Nova)  
–  Herrn Wilkens (Leiter des Berufskollegs 10 in Porz)
begrüßen.

Herr Wilkens stellte das beruflich-schulische Angebot des Berufskollegs Köln-Porz vor und zeigte damit auch die vielfältigen Wege zum (Fach-) Abitur und damit einem späteren Studium auf, die das Berufskolleg den Schülern im gewerblich-technischen Bereich bietet. Seine Schüler (ca. 1.500) kommen zum Großteil aus dem Regierungsbezirk Köln, aber auch bis aus Rheinland-Pfalz.
Besonders am Herzen liegen Herrn Wilkens die verschiedenen Kooperationen mit Schulen in Porz, die sich u.a. aus dem Schul-Vernetzungsprojekt „WIP – Wir in Porz“ ergeben haben. Hierbei hob er die Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Inklusion besonders hervor, da hierdurch Menschen mit Behinderung (z.B. Autismus, u.a.) der Zugang zu einer beruflichen Ausbildung ermöglicht wird.
Seit kurzem gibt es eine sog. Internationale Förderklasse, in der jugendliche Flüchtlinge aus Kriegsgebieten (u.a. aus Afghanistan, Syrien), die teilweise ohne ihre Eltern in Köln leben, mittels intensiver, auch psychologischer Betreuung, an eine Berufsausbildung herangeführt werden. Dabei erweist sich der unsichere Aufenthaltsstatus dieser Gruppe immer wieder als ein Problem.
Die Drogenproblematik wird von Herrn Wilkens nicht negiert und auch das Problem der Vermüllung ist ihm ein Dorn im Auge. Allerdings sind ihm außerhalb des Schulgeländes, wo sein Hausrecht endet, auch die Hände gebunden. Trotzdem werden auch diese Themen immer wieder angesprochen, um eine Sensibilisierung zu erreichen.
Herr Wilkens erlebt seine Schüler als freundlich, offen und hilfsbereit, die man jederzeit ansprechen kann. Der Ton ist dabei vielleicht mal etwas rauer – es sind Handwerker im positiven Sinne.

[Im Anschluss an die Gesprächsrunde mit Herrn Wilkens gestaltete sich die Veranstaltung mehr als Dialog zwischen den BürgerInnen und den Vertretern der offenen Jugendarbeit]

Herr Werheid eröffnete den zweiten Teil mit einer kurzen Darstellung der Arbeitsschwerpunkte und der Einrichtungen vom „Haus der offenen Tür Porz e.V.“(OT). Am Beispiel der inklusiven OT Ohmstraße, der ältesten Einrichtung der Kinder- und Jugendarbeit in Porz schilderte er die zunehmend bedrohlich werdende schwierige finanziellen Situation für die offene Jugendarbeit in Köln.
Die OT Ohmstraße erhielt eine Anerkennung in der Kategorie Praxis des Deutscher Kinder- und Jugendhilfepreis 2012 verliehen. Die Juryvorsitzende Ulrike Werthmanns-Reppekus sagte zum Konzept des Hauses der Offenen Tür Porz e.V./OT Ohmstraße: „Der Träger setzt das Leitziel Inklusion mit dem Motto und der Methode „der Weg ist das Ziel“ um. Es werden Angebote ins Leben gerufen und am Bedarf der Menschen weiter entwickelt. Die Arbeit lässt sich auf andere Kinder- und Jugendzentren sehr gut übertragen.“ [Quelle: http://www.jugendhilfeportal.de/fokus/artikel/eintrag/deutscher-kinder-und-jugendhilfepreis-2012-verliehen/ ]
Trotzdem werden die öffentlichen Mittel so drastisch gekürzt, dass die Fortführung der preiswürdigen inklusiven Arbeit fast unmöglich gemacht wird, da durch diese Kürzung auch die Einwerbung der davon abhängigen Drittmittel nicht mehr im bisherigen Umfang möglich ist (s.a. Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger vom 17.12.2012: http://www.ksta.de/porz/ot-ohmstrasse-trotz-auszeichnung-kein-budget,15187570,21134524.html ) Die Stelle für die inklusive Arbeit ist aus diesem Grund seit Anfang März 2013 weggefallen.
Das Angebot der OT Ohmstraße richtet sich an Jugendliche vom Kleinkind- bis zum Teenie-Alter. Durch die Mittagsangebote in den Schulen wurden die Öffnungszeiten auf 14 bis 21 Uhr entsprechend angepasst.

Die Streetworker in Porz sind auch ein Teil des „Haus der offenen Tür Porz e.V.“. Derzeit sind drei Streetworker mit einem Umfang von insgesamt 78 Wochenstunden (entspricht zwei Vollzeitstellen) in Porz-Mitte und Finkenberg tätig. Sie versuchen zuerst eine vertrauensvolle Basis für die Arbeit mit den Jugendlichen zu schaffen. Hierzu fahren sie mit ihrem auffällig bemalten Streetworkerbus zu regelmäßigen Zeiten die verschiedenen Treffpunkte in Porz an, um mit den Jugendlichen in einen Dialog zu treten. Vorrang hat aber immer die konkrete Hilfe und Krisenintervention.

Die RheinFlanke gGmbH ist im Bezirk Porz in Gremberghoven tätig. Dort ist aus einem Straßenfussball-Projekt durch die Eröffnung des Jugendtreffs mittlerweile eine verstetigte Arbeit mit den Jugendlichen möglich.

Der sog. Generationenkonflikt ist, wie das dem Philosophen Sokrates zugeschriebene Zitat zeigt, schon über 2500 Jahre alt:
„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“

Die vorwiegend älteren BürgerInnen berichteten über ihre teilweise negativen Erfahrungen und brachten auch Ihre Ängste zum Ausdruck, die sie daran hindern mit „den Jugendlichen“ (die es ja so nicht gibt) in ein konstruktives Gespräch zu kommen.

Im Verlauf der Diskussion kristallisierten sich dann folgende Schlussfolgerungen heraus:

  • Allen Anwesenden ist es wichtig, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.
  • Zu einem konstruktiven Dialog zwischen den Generationen ist gegenseitiger Respekt und Achtung des Anderen auch in seinem Anderssein notwendig. Dies bedeutet auch, nicht nur verbal, sondern bereits in seiner gesamten Körpersprache und Mimik dem anderen gegenüber freundlich und offen aufzutreten. Es ist eben nicht nur der Ton, der „die Musik macht“.
  • Es lohnt sich, Jugendliche kennenzulernen und sich mit ihnen zu unterhalten.
  • Den Jugendlichen in Porz fehlt ein überdachter Raum, der beschallbar ist, wo sie sich auch am späteren Abend ungestört und ohne zu stören treffen können.

Links:
Berufskolleg Köln-Porz (BK 10): http://www.bk10-koeln.de/
OT Ohmstraße: http://www.ot-ohmstrasse.de/  OT Arche Nova: http://ot-arche-nova.de/
Rheinflanke: Köln kickt: http://rheinflanke.com/mobile-jugendarbeit/koeln-kickt/
WIP: http://www.bildung.koeln.de/schule/selbststaendige_schule/vernetzung/wip_porz/
Streetworker in Porz: http://streetwork-porz.de/

Letzte Aktualisierung: 27.03.2013

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